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Tanz-der-Vampire.de Forum (read-only) 28.03.2024 - 20:05
 
"Bericht" von der Vorstellung am 07. Dezember [Draci 09.12.11 08:01]
> Recht frenetisch – und nur ganz vereinzelt verhalten, fiel gestern um ca. 21.30 Uhr der Abschlussapplaus im Theater des Westens aus. Enttäuschte Gesichter, wie zum Beispiel nach einigen Aufführungen in Oberhausen oder auch Stuttgart gab es gestern jedenfalls nicht. Stattdessen Standing Ovation, begleitet von Jubelrufen. Zu Recht!
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> Aber der Reihe nach.
> Mit äußerster Schwungkraft fegte einem das Orchester, unter der Leitung von Shay Cohen, die Ouvertüre um die Ohren. Längst ist Jenes nicht mehr so stark besetzt, wie zu Anfangszeiten in Wien, was dem hohen Kostenaufwand geschuldet scheint. Dennoch vermochten es die fleißigen Musiker im Stage-Untergrund stets eine kraftvolle Stimmung zu erzeugen. Cohen schien zudem dem Gesamtstück eine eigene Note aufzudrücken, was sich jedoch mitnichten nachteilig auswirkte. Optisch ein frischer, fröhlicher Dirigent, der nachdrücklich zeigt, was er kann. Ihm gelingt es die Musik an entsprechenden Stellen hochzupushen, oder aber auch „auszudürren“. Orchester, wie Darsteller waren förmlich Wachs in seinen Händen. Ganz tolle Leistung!
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> Mit Michael Heller (ein Name, den man sich gut merken muss!), ist die Rolle des Alfred hervorragend besetzt. Gesang, Optik, Gestik, schauspielerisches Talent .... alles hat derart perfekt gepasst, dass man Heller einfach zu den besten Alfreddarstellern seit knapp vierzehn Jahren TDV zählen muss. Es war eine wahre Freude ihn dort spielen zu sehen.
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> Veit Schäfermeier als Abronsius spielte seinen Part in gewohnter Manier herunter. Hier gab es weder etwas auszusetzen, noch besonders hervorzuheben. Er ist eben ein alter Profi.
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> Angelina Makiefka in der Rolle der Sarah war gesanglich ebenso stark, wie Michael Heller. Einzig in der Darstellung wünscht man sich ein klitzekleines Quentchen mehr schauspielerische Qualität. Diesen Wunsch hier offen zu äußern, fiel mir ein wenig schwer, da somit ihre Gesamtdarstellung möglicherweise in Frage gestellt wird. Aber ich kann auch hier versichern, dass sie mir sehr gut gefallen hat.
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> Drew Sarich....
> Hier scheiden sich die Geister. Fraglos nimmt er rein optisch und vor allem auch schauspielerisch die Rolle des Grafen von Krolock hervorragend ein.
> Was jedoch Stage Entertainment dazu bewog ihn als first cast zu besetzen (so geschehen auch schon in Wien), vermag ich beim besten Willen nicht zu beurteilen.
> „Gott ist tot“ begann recht eindrucksvoll. Fast wäre man der Ansicht ein perfektes Thomas Borchert Double verkörpert diese Darbietung. Relativ schnell wird dem geneigten Hörer allerdings bewusst, dass Graf von Krolock über einen starken Akzent verfügt, welcher zuweilen als störend empfunden werden kann – nicht muss. Hinzu kommt die oftmals falsche Betonung. Diese empfand ich jedenfalls recht unangenehm. Betonung ist eine Ausdrucksform von Gefühlen, von Stimmungen. Sie muss zielführend eingesetzt werden, andernfalls zerstört sie nur, beziehungsweise vermittelt einen völlig unpassenden Gesamteindruck. So auch sehr oft geschehen an diesem Abend.
> „Sie haben Gefühle, wie wir...“, lautete bisher Alfreds Fazit nach von Krolocks „Unstillbaren Gier“. Diese Textzeile ist nunmehr gestrichen. Zufall oder gewollt? Es passte am gestrigen Abend jedenfalls sehr, denn Gefühle vermochte der sonst schauspielerisch perfekte Sarich keineswegs glaubhaft zu vermitteln. Akzent und falsche Betonung sorgten eben dafür, dass dem Zuschauer lediglich eine Geschichte erzählt wird. Betörende Sinnlichkeiten und durchschlagendes musikdramatisch dargestelltes Leid suchten Kenner vergebens. Fast hatte man den Eindruck Karel Gott brüstet sich gesanglich mit dem Erlebten eines Grafen aus Transilvanien.
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> Nightmaresolos, dargeboten von Christopher Busse und Florian Soyka. Im Großen und Ganzen recht flott. Ich vermisse jedoch noch immer schmerzlich Andrea Casati. Keiner bot das NS 1 so perfekt dar, wie er. Natürlich ist das reine Geschmackssache.
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> Weitere Hauptrollen:
> Chagal: Thomas Schweins
> Magda: Goele de Raedt
> Herbert: Marc Liebisch
> Koukol: der Stefan der Büdenbender :o))
> Rebecca: Barbara Raunegger
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> Absolut großes Theater boten die übrigen Darsteller. Bei weit über hundert Vorführungen habe ich sehr viele gute Darbietungen sehen dürfen. Die am gestrigen Abend zählt für mich zu den top five. Selbst als kritischer Zuschauer bekam man den Eindruck vermittelt, dass die Mädels und Jungs da unten riesig Spaß an der Sache haben. Gestiken und Mimiken wurden eindrucksvoll umgesetzt. Wer sich hier die Mühe macht und noch genauer hinsieht, der entdeckt die Liebe zum Detail.
> Gesang und Tanz waren einfach phänomenal.
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> Ein klitzekleiner Wermutstropfen: Liegt es an der künstlerischen Freiheit der Hauptdarsteller, oder ist das tatsächlich so gewollt? Was in Stuttgart noch recht annehmbar klang, wurde nunmehr überzogen. So gab es im Gesang einige „Ausreißer“, legt man die Noten zu Grunde. Für meinen Geschmack ein wenig zu übertrieben.
> Schade auch, dass man sich nicht durchringen konnte die leicht modifizierte Endfassung, wie in Wien, darzubieten.
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> Wer geglaubt hat Berlin wird nach Oberhausen und Stuttgart eine weitere Tourneestation, der wurde eines Besseren belehrt. Die Macher haben sehr großen Wert darauf gelegt, dass die Aufführung auch hier etwas Einzigartiges ist. Das ist ihnen größtenteils sehr gut gelungen.
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> Ich schließe meine Ausführungen mit einer Bitte. Wer es nach dem Schlussapplaus nicht eilig hat, der möge doch einfach noch im Saal bleiben, bis das Orchester die allerletzte Note gespielt hat, damit den Damen und Herren im Untergrund ebenfalls der Applaus zu teil wird, der ihnen gebührt.
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> Allen die noch zu den Vampiren gehen werden wünsche ich viel Spaß und Freude. Sagt es den Anderen weiter – es lohnt sich :o))
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Danke für diesen allumfassenden und tollen Bericht. Da bekommt man doch schon wieder richtig Lust nach Berlin zu fahren. Ich freue mich schon sehr und bin gespannt, wie es wird, es selbst zu sehen.
Bissige Grüße
Draci ^v^





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